Die Herbstsynode 2024 und wir

Dietrich Schneider ist Mitglied im Vorstand des BVG und berufenes Mitglied auf der westfälischen Landessynode für das diakonische und das gemeindepädagogische Arbeitsfeld.

Eine weitere Tagung der Synode der Ev. Landeskirche von Westfalen ist vorüber. Dabei gab es einige Entscheidungen und Debatten, die uns ganz besonders interessieren. Und das sind nicht nur die Finanzen.

Zwei neue Gesetze berühren die Tätigkeit vieler KollegInnen direkt:  das Kinder- und Jugendvertretungsgesetz und das KGLEG. Gerade für das erste haben sich viele von Euch vor Ort sicher eingesetzt, besonders, wenn Ihr in der Kinder- und Jugendarbeit tätig seid. Nun gibt es eine Verpflichtung zur Mitbestimmung, für die Vertretung von Kindern und Jugendlichen auf allen Ebenen kirchlichen Lebens durch Kinder und Jugendliche (mit Stimmrecht ab 6 Jahren!). Aus zwei Gründen ist das gut und richtig: zum einen, weil Partizipation ein zentraler Wert dieser Arbeit ist und zum anderen, weil damit auch die Voraussetzungen zum Fördermittelerhalt erfüllt werden. Da haben einige von Euch dran mitgearbeitet sich  mit Kompetenz eingebracht. Prima!

Das andere ist das Kirchengemeindeleitungserprobungsgesetz, kurz KGLEG. Die Landessynode hat 2023 die Kirchenleitung beauftragt, ein „Erprobungsgesetz für alternative Leitungsformen von Kirchengemeinden zu entwickeln“. Das soll auf Entwicklungen reagieren, die sich in der Kirchenordnung nicht genügend darstellen lassen. Was, wenn zwei Gemeinden so eng zusammenarbeiten, dass ein Leitungsgremium mehr Sinn macht? Was, wenn Mitarbeitende im IPT auch im Leitungsgremium Sitz und Stimme haben wollen? Dies und mehr kann nun in einer Erprobungsphase ausprobiert werden. Wir sind gespannt auch auf Eure Erfahrungen, wenn bei Euch eine Gemeindeleitung nach diesem Gesetz erprobt wird.

Das Hauptthema ->“Kirche in Vielfalt“ geht natürlich auch uns an. Vielfalt wird gerade in den gemeindepädagogischen Angeboten deutlich: da begegnen wir eben nicht zuerst der Kirchen-Bubble, da kommen Menschen aus verschiedenen Kontexten zusammen und leben miteinander. In diesem Zusammenhang folgt die Synode den Empfehlungen der Fachgruppe „Kinder- und Jugendarbeit“ an die Trägereinrichtung der Kinder- und Jugendarbeit, ihre Angebote inklusiv und diskriminierungssensibel zu gestalten und Strukturen zu schaffen, die barrierearme Zugänge und Partizipation Aller ermöglichen.  Dazu gehört auch, auf die Diversität ihrer haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden zu achten und deren Berufsbild entsprechend flexibel zu gestalten.

Die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt ist und bleibt in unserer Landeskirche ein wichtiges Thema. Ganz funktional wurde ein Maßnahmenplan beschlossen und die Aufarbeitung als stetige Aufgabe aller kirchlichen Ebenen beschrieben. Das ist der offizielle Teil. Eindrücklicher war da die ->Rede von Nancy Janz, Sprecherin des Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in der EKD, die einen Kulturwandel fordert. Ein Wandel hin zu einer Haltung, die sexualisierte Gewalt verhindert und Betroffene konsequent schützt und unterstützt. Nancy Janz: „Ich bin wütend über die Schwäche all derer, die Gemeinschaft leben und keine Haltung einnehmen beim Thema Sexualisierte Gewalt. Ich bin wütend, dass ich hier stehen und Ihnen sagen muss, dass diese Kirche Sie braucht, damit wir überhaupt zu einem Kulturwandel kommen.“ Dem füge ich nichts hinzu.

Dann natürlich doch noch zu den Finanzen. Das Haushaltsminus von 28,2 Mio Euro ist noch da. Spätestens mit dem Haushalt 2028 soll Schluss sein mit Rücklagenentnahme. Das wird nun möglich, wenn auch Dinge gelassen werden. Dazu wird die Erstellung eines detaillierten Haushaltssicherungskonzeptes durch ein Projektbüro mit einer externen Leitung beauftragt. Vorgestellt wird das im September 2025. Gerade in dem Zusammenhang sind die beiden ->Wahlen in die Kirchenleitung interessant: mit Ralf Henning Krause wird erstmals ein Ökonom hauptamtliche Kirchenleitungsfunktion in Westfalen übernehmen. Er soll in der Landeskirche zudem die Aufgabe des Finanzdezernenten ausführen. Uta Schütte-Haermeyer ist Sozialarbeiterin und Erziehungswissenschaftlerin und ist Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Dortmund und Lünen. Beide sind mit Transformationsprozessen vertraut, das wird in der kommenden Zeit nötig sein.

Fazit: Unser Arbeitsfeld bekommt mehr als einen Augenmerk. Ob in unserer inhaltlichen Arbeit wie auch in den Strukturen, es bewegt sich viel. Ja, manchmal vielleicht etwas langsam. Ja, noch nicht überall (nicht zuletzt bei der Frage auch nach finanzieller Augenhöhe bei gemeinsamer Verantwortungsübernahme im pastoralen Dienst, dafür ist die Landessynode aber auch nicht erste Adresse). Und weil wir gebraucht werden, bleibt es unsere Aufgabe, uns für das gemeindepädagogisches Arbeitsfeld, für die Jugendarbeit, für die Arbeit mit Generationen und in Sozialräumen, fürs IPT, für diakonische Arbeit in Werken und Einrichtungen oder für jede Form von Bildungsarbeit stark zu machen.

Alle Beschlüsse findet Ihr auf ->www.ekvw.de